Im Sommer 2020 haben wir unseren Sprinter zum Wohnmobil konvertiert. Obwohl wir davor nur mit Mühe in der Lage waren ein Bild aufzuhängen, ist es uns gelungen (mit viel Nachbarschaftshilfe). Innerhalb von zwei Monaten haben wir den Ausbau soweit vorangebracht, dass wir den Süden von Ontario in unserem Camper erkunden konnten. Für unseren Nordamerika-Roadtrip haben wir unseren Sprinter dann noch einmal verbessert.
Lese weiter und erfahre mehr über unseren konvertierten Sprinter-Van!
Wir kaufen einen Sprinter
Wie wahrscheinlich viele Leute, verbrachten wir viel Zeit vor dem Fernseher während der ersten Lockdowns der Pandemie. Unsere Lieblingsserie im Frühjahr 2020 war mit Abstand La belle vie avec Go-Van. Julien hat alles verkauft und lebt in seinem Sprinter-Van. Für die Serie besucht er Menschen in Kanada mit alternativen Lebensentwürfen: wohnen auf einem Hausboot, ohne Anschluss an Wasser- und Elektrizitätsversorgung oder eben in einem umgebauten Cargo-Van oder Schulbus. Wir waren begeistert und wollten nur eins, einen Van, mit dem wir trotz des Lockdowns Kanada erkunden könnten. Auf Youtube konsumierten wir ein Video nach dem anderen über den Ausbau von Sprinter-Vans und wurden schnell zu Sofa-Experten von Isolierung, Strom- und Wasserversorgung.
Im Mai 2020 haben wir uns dann ernsthaft auf die Suche nach einem Fahrzeug gemacht. Schnell stellten wir fest, dass wir nicht die einzigen in Montréal waren, die einen Sprinter für ihr Pandemie-Projekt Pandemie suchten… Mitte Juni haben wir dann ein Fahrzeug in Sainte-Marie gefunden, etwa 50 Kilometer von Lévis entfernt: ein Mercedes Sprinter 2014, 144 Zoll Radabstand (die kleinste Variante in Nordamerika), 150.000 Kilometer, 23.000 $CA (inkl. Steuern). Es war das Richtige für uns, die Arbeit konnte beginnen!
Vorbereitungen des Innenraums
Putzen und Rostbehandlung
Zuerst schraubten wir die Originalverkleidung ab und entfernten die Trennwand zwischen Fahrerkabine und Laderaum. Danach kam der Holzboden raus. Unser Sprinter war ein Nutzfahrzeug und war dementsprechend dreckig und ölig im Laderaum. Mehrere Stunden schrubbten wir bis das Metall sauber glänzte. Leider wurden dabei auch einige Roststellen sichtbar, die wir behandeln mussten.
Isolierung
Die Stahl-Karosserie des Sprinter bietet nur wenig Schutz vor den Aussentemperaturen. Über die Isolierung haben wir uns einige Tage den Kopf zerbrochen. Im Internet findet man hierzu unzählige Möglichkeiten. Wir haben uns dafür entschieden, Isolierschaum professionell ansprühen zu lassen. Das ging super schnell und war günstig.
Innenstruktur
Da wir den Original-Holzboden weggeworfen haben, mussten wir uns einen eigenen bauen. Hierzu sägten wir Holzplatten zurecht und schraubten sie an den Boden des Sprinters. Um auch an den Wänden Möbel zu befestigen, brachten wir auch dort Holz an.
Die Inneneinrichtung
Strom
Unser elektrisches System basiert auf 12 Volt-Spannung. Das ist viel weniger als in einem Haus, ermöglicht uns aber, alles zu tun, was wir unterwegs brauchen. Wir entschieden uns schnell für ein reines 12 Volt-System und gegen 110 Volt an Bord. Neben den zusätzlichen Kosten, wollten wir kein unnötiges Risiko eingehen ein solches System mit Youtube-Kenntnissen zu installieren. Generell haben wir auf unseren Reisen nur selten eine Steckdose vermisst.
Unser System funktioniert folgendermaßen. Wir haben drei Methoden, um die Batterien unter unserem Bett aufzuladen. Die erste ist das Solarpanel auf dem Dach, das uns bei gutem Wetter sehr schnell mit Strom versorgt. Zweitens, während wir mit dem Auto fahren, laden wir auch die Batterien auf. Ein Anschluss an die Autobatterie lädt unsere Batterien über die Lichtmaschine auf, wenn der Motor läuft. Außerdem können wir uns auch zu Hause oder auf einem Campingplatz zum Laden an eine Steckdose anschließen. Die Batterien versorgen dann alles, was wir im Van haben: den Kühlschrank, die Lüftung, die Beleuchtung und das Aufladen unserer Handys zum Beispiel.
Solarpanel und Ventilator
Wie anfangs beschrieben, waren wir keine großartigen Handwerker vor dem Kauf des Sprinters (und sind es immer noch nicht). Wir hatten viel Respekt davor ein Loch in unser Dach zu schneiden oder ein Solarpanel darauf zu schrauben. Zu unserem Glück hat Alexandra’s Vater den richtigen Kontakt. Ein Nachbar, der beruflich Karosserien von Reisebussen zusammenschweißt, ist handwerklich deutlich besser ausgebildet und montiert uns ein Solarpanel und einen Ventilator auf das Dach. Wir sind unglaublich dankbar für seine Hilfe.
Wasser
Unser Wassersystem ist simpel. Die Wasserpumpe zieht frisches Wasser aus einem 25 Liter Tank in den Wasserhahn. Der Abfluss des Waschbeckens landet in einem Tank derselben Größe, direkt neben dem Frischwassertank in unserem selbstgezimmerten Möbel für das Spülen. Nach etwa drei bis fünf Tagen intensiver Nutzung (vor allem Geschirr spülen verbraucht viel) müssen wir den Abwasser-Tank leeren und unseren Frischwassertank wieder auffüllen. Für Trinkwasser benutzen wir zusätzliche Wasserbehälter, die wir bei jeder Möglichkeit mit frischem Wasser füllen.
Den Tag vor unserem ersten großen Ausflug nach Ontario verbrachten wir damit, die Schläuche wasserdicht anzuschließen. Auch nach mehr als zwei Jahren funktioniert alles noch einwandfrei – echte Klempner eben!
Der Wohnraum
Um unsere Fahrräder im Laderaum unterbringen zu können, haben wir das Bett in einen Meter Höhe angebracht. Die Konstruktion war nicht besonders ausgeklügelt, aber effektiv. Die Platten für die Liegefläche schraubten wir auf mehrere Holzpfähle. Der darunter liegende Raum bietet genügend Platz für unsere Fahrräder und zusätzliche Ausrüstung.
Um nicht den kompletten Wohnraum an das Bett zu verlieren, brachten wir am Abschnitt für die Füße ein Scharnier an. Ein Teil des Betts ist somit einklappbar und dient tagsüber als Rückenlehne für unsere Sitzbank. Die Sitzfläche der Bank lässt sich öffnen, sodass wir vom Wohnbereich auf zusätzlichen Stauraum zugreifen können.
Die restliche Fläche ist der Küche gewidmet. Gegenüber der Schiebetür befinden sich der Kühlschrank, Platz für Geschirr und eine Küchenarbeitsplatte. Der Kühlschrank ist geräumig genug, um mehrere Tage unabhängig zu sein, und verbraucht kaum Energie. Wir haben uns entschieden, die gesamte Arbeitsfläche zu erhalten und keinen Kochbereich einzubauen. Stattdessen benutzen wir Campinggrills und das praktisch immer draußen, soweit es möglich ist. Auf der Seite der Schiebetür befindet sich unser Waschbecken. Ein Teil der großen Schiebetür wurde geopfert, um den Küchenbereich zu vergrößern. Wir haben etwa einen halben Meter zwischen dem Möbel und dem Beifahrersitz gelassen, damit wir weiterhin bequem aus- und einsteigen können. Wenn die Türe geöffnet ist, haben wir eine gute Aussicht beim Abwaschen.
Für den endgültigen #vanlife-Look entschieden wir uns für eine Verkleidung mit Holzpaneelen. Dank der Werkzeuge und Handfertigkeit eines Freundes konnten wir die Idee verwirklichen. Wir sind sehr zufrieden mit dieser Wahl, die sich sehr gut bewährt hat. Pinterest und Ikea gaben uns dann die restlichen Ideen, um den Platz in unserem kleinen Haus auf Rädern mit Stil zu maximieren.
Vielen Dank an den Baumarkt um die Ecke für die zahlreichen Ratschläge während des gesamten Projekts sowie an André, François und Michel für ihre Werkzeuge und ihr Know-how!
Hast du Fragen zu unserem Sprinter-Ausbau? Schreibe einen Kommentar oder sende uns eine E-Mail an patrick@alexetpatrick.com.
Wo kann man den Sprinter bewundern? Muss ihn unbedingt von innen sehen!
Irgendwo unterwegs in Nordamerika. Klappt sicher diesen Sommer 😉