Ein Wochenende in Banff

Die Rocky Mountains waren das erste große Ziel unseres Roadtrips. Seit unserer Abfahrt in Lévis schauten wir immer wieder auf das Wetter in Banff und hofften auf ein paar schöne Tage. Als wir am ersten Oktober in Banff ankamen, schien die Sonne bei ca. 20°C – perfektes Herbstwetter. Wir konnten unser Glück kaum fassen.

Schon in Calgary waren wir ganz aufgeregt. Nachdem wir eine Woche lang durch die Ebenen der kanadischen Prärie gefahren waren, sahen wir am Horizont die Berge. Entsprechend beeindruckend war die Fahrt. Wir verbrachten zwei Nächte in Banff, um die Umgebung zu erkunden (insgesamt waren wir 10 Tage in den Rocky Mountains). Dort schlenderten wir durch die Fußgängerzone und machten eine Wanderung auf den Gipfel des Sulphur Mountain, von wo wir die herrliche Aussicht in alle Himmelsrichtungen genossen. Auf dem Weg nach Lake Louise hielten wir am Johnston Canyon, einer engen Schlucht, in der ein Wanderweg an den Felswänden entlangführt.

Über Banff

Banff, eine Kleinstadt mit rund 7.800 Einwohnern, liegt auf 1.400 m in den kanadischen Rocky Mountains der Provinz Alberta. Erst der Bau der Eisenbahn vom Osten Kanadas nach Vancouver in den 1870er Jahren machte die malerische Landschaft bekannt und Banff entwickelte sich von einem Abstellbahnhof der Canadian Pacific Railway zu einem Touristenzentrum inmitten majestätischer Berge. Im Jahr 1885 erklärte die kanadische Regierung die Region um Banff zum ersten Nationalpark Kanadas, um der touristischen Goldgräberstimmung Einhalt zu gebieten. Das Ergebnis ist eine nahezu unberührte alpine Landschaft, die heute den besonderen Reiz der Rocky Mountains ausmacht. Banff bietet zahlreiche Übernachtungsmöglichkeiten, um die umliegende Bergwelt zu erkunden.

Eintrittsgebühren für den Banff Nationalpark
Da Banff in einem Nationalpark liegt, muss ein Parkpass gekauft werden. Er kostet für einen Tag $10,50 pro Erwachsenem (ermäßigter Eintritt für Senioren und freier Eintritt für Kinder bis 17 Jahre). Wer einen längeren Aufenthalt in den Rocky Mountains plant (es gibt schließlich noch die angrenzenden Nationalparks Jasper, Yoho und Kootenay zu entdecken), sollte den Kauf des Discovery Pass in Erwägung ziehen. Für $72.25 pro Person oder $145.25 pro Familie erhält man ein Jahr lang in ganz Kanada Zugang zu allen Nationalparks und Einrichtungen von Parks Canada. (Preise von Januar 2023)

Nahverkehr in Banff: Busse als Alternative zum Auto

Die Großstadt Calgary ist nur eineinhalb Stunden (130 km) entfernt und so muss man sich vor allem am Wochenende auf viele Besucher einstellen. Die Parkplätze sind dementsprechend gut gefüllt. Um sich in Banff und Umgebung fortzubewegen, empfehlen wir daher, die Stadtbusse zu benutzen. Diese verkehren in kurzen Abständen und ermöglichen es, ohne mühsame Parkplatzsuche die umliegenden Sehenswürdigkeiten, wie z.B. die Seilbahn auf den Sulphur Mountain, zu erreichen. Von den Campingplätzen am Tunnel Mountain ist die Bus-Fahrt in die Stadt sogar kostenlos, was sehr praktisch war, um den Sprinter auf dem Campingplatz stehen zu lassen.

Unsere Aktivitäten

Ein Spaziergang durch Banff

Eine der Attraktionen von Banff ist das charmante Städtchen selbst. Im Zentrum befindet sich eine breite Einkaufsstraße, die von Häusern im Stil hübscher Berghütten gesäumt wird. Im Hintergrund erhebt sich majestätisch der Cascade Mountain. Zahlreiche Sport- und Outdoor-Boutiquen bieten alles, was man braucht, um die Bergwelt zu erkunden, aber es gibt nur wenige Schnäppchen. Abgesehen von den Stadtbussen ist die Straße für den Verkehr gesperrt, so dass die Hälfte der Straße für Terrassen genutzt wird. Wir haben nicht viel eingekauft (u.a. Bear Spray, siehe unten). Aber es hat einfach Spaß gemacht, durch die Straße zu schlendern, einen Kaffee auf einer Terrasse zu trinken und die herrliche Bergkulisse zu genießen.

Bärspray – ja oder nein?
Vor unserer ersten Wanderung in den Rocky Mountains haben wir uns mit Bear-Spray ausgerüstet. Es ist konzentriertes Pfefferspray und wird in einigen Outdoor-Läden in Banff hinter der Theke verkauft. Wir hatten großen Respekt davor, auf einer Wanderung einem Grizzly zu begegnen und wollten auf Nummer sicher gehen. Der Nationalpark warnt auf jeder Wanderkarte und jedem Informationsblatt vor Bären und empfiehlt ausdrücklich die Mitnahme von Bear-Spray, da es im Zweifelsfall lebensrettend sein kann. Zwar kann man in den Rocky Mountains durchaus einem Bären begegnen, Angriffe sind aber eher selten. Wirksamer als Bear-Spray ist es jedoch, die Wahrscheinlichkeit einer Konfrontation mit einem Bären zu verringern, indem man sich laut unterhält, gelegentlich etwas Lärm macht und sich so bemerkbar macht. Parks Canada empfiehlt außerdem, in Gruppen von mindestens vier Personen zu wandern und Hunde immer an der Leine zu führen.

Wandern auf den Sulphur Mountain

Der Banff National Park bietet ein ausgedehntes Netz an Wanderwegen. Allein in der Umgebung von Banff gibt es 25 Vorschläge von Parks Canada für Tageswanderungen. Die Wanderungen reichen von kurz und flach bis lang und anspruchsvoll. Für jeden Geschmack ist etwas dabei. Vor unserer ersten Wanderung in Banff haben wir uns im Besucherzentrum über die Möglichkeiten informiert. Wir haben die Erfahrung gemacht, dass die Ranger immer hilfsbereit sind und begeistert ihre Lieblingsrouten mit uns teilen. Wir wussten schon vorher, dass wir auf den Sulphur Mountain wandern würden, aber es war gut, den Plan und den Zustand des Weges bestätigen zu lassen.

Vom Gipfel des Sulphur Mountain hat man zweifellos den besten Blick auf Banff und Umgebung. Die Aussicht ist so gut, dass sogar eine Seilbahn gebaut wurde, und das nicht für den Ski. Es ist eine der beliebtesten Aktivitäten in Banff und kostet ca. $60 pro Person. Wir sind aber nicht die einzigen, die sich die schöne Aussicht sportlich und kostenlos verdienen wollen, denn auch der Wanderweg ist gut ausgebaut. Auf dem Gipfel erwartete uns eine moderne Bergstation mit Restaurant, Museum und einer großen Dachterrasse, auf der wir unser Picknick und die wunderbare Aussicht genossen.

Der Weg auf den Gipfel des Sulphur Mountain ist nach unserer Meinung nicht die schönste Wanderung in den Rocky Mountains. Die Wanderung führt die meiste Zeit durch dichten Wald und ist wenig abwechslungsreich. Erst gegen Ende werden die Bäume weniger und immer wieder sieht man die andere Talseite. Das ist natürlich Meckern auf hohem Niveau. Die Rockies verwöhnen einen zu sehr mit spektakulären Wanderrouten. Wir hatten trotzdem viel Spaß und waren froh, den Gipfel zu Fuß bestiegen zu haben. Im Zickzack geht es 655 Höhenmeter hinauf auf 2.270 Meter. Für die 11 km (hin und zurück) sollte man vier Stunden einplanen. Der Wanderweg beginnt am Parkplatz der Banff Upper Hot Springs, einem Thermalbad mit heißen Quellen, und ist mit dem Bus schnell erreichbar.

Abstecher zum Johnston Canyon

Der Johnston Canyon liegt etwa auf halber Strecke zwischen Banff und dem Ort Lake Louise. Über mehrere Kilometer wurde ein Weg mit Geländer an der hohen Felswand befestigt und man wandert teilweise direkt über den Bach, der den Canyon gegraben hat. Entsprechend beliebt ist die Wanderung, auch weil das erste Highlight, die Lower Falls Wasserfälle, leicht zu erreichen sind – nur 1,2 km mit 50 m Steigung. Nach 2,5 km erreicht man die Upper Falls, einen 30 m hohen Wasserfall, und nach 5,7 km die Ink Pots, seichte Becken, in denen das Wasser aus der Tiefe an die Oberfläche sprudelt.

Zu unserer Enttäuschung erfuhren wir durch Hinweisschilder, dass der Weg wegen Wartungsarbeiten teilweise gesperrt war. Hätten wir uns doch online über den Zustand des Weges informiert oder zumindest Alternativrouten geplant! Natürlich wollten wir zu den Ink Pots, aber bei den Lower Falls war schon Schluss. Die Wanderung war schön und außergewöhnlich, und zur Abwechslung mal ohne große Steigungen. Gerne hätten wir noch mehr Zeit im Johnston Canyon verbracht, aber so waren wir nach ca. einer Stunde wieder am Sprinter.

Camping in Banff

In der Region um Banff gibt es mehrere große Campingplätze, insgesamt 14 im Banff National Park. Drei davon liegen nebeneinander und in unmittelbarer Nähe von Banff selbst: Tunnel Mountain Village I und II und Tunnel Mountain Trailer Court. Village I ist der rudimentärste und bietet über 600 Stellplätze ohne Service. Village II bietet 209 Stellplätze mit Stromanschluss und liegt Banff am nächsten. Trailer Court hat mehr als 300 großzügige Stellplätze mit Vollanschluss (Strom, Wasser und Abwasser). Die Campingplätze Village I und II sind für Zelte, Campervans und kleine Wohnmobile geeignet, während der Trailer Court Platz für größere Fahrzeuge bietet.

Als wir am 1. Oktober in Banff ankamen, war Village I bereits geschlossen und Village II voll. Für $40,75 bekamen wir einen Platz im Trailer Court. Wir hatten Glück, denn unser Stellplatz lag fast den ganzen Tag in der Sonne (perfekt, um den Sprinter für die kalte Nacht aufzuwärmen) und bot eine grandiose Aussicht auf die umliegenden Berge und das Bow River Tal.

Interaktive Karte von Banff

Klicke auf die Karte, um alle Punkte anzuzeigen.

Wann ist die beste Zeit nach Banff zu Reisen?

Mit vier Millionen Besuchern pro Jahr ist Banff das beliebteste Reiseziel in den Rocky Mountains. Wer den Massen aus dem Weg gehen will, sollte die Monate Juli und August meiden. Die beste Zeit für einen Besuch ist September, wenn das Wetter noch stabil ist und deutlich weniger Menschen unterwegs sind. Auch Juni und Oktober können eine schöne Zeit sein. Allerdings muss man im Juni damit rechnen, dass viele Wanderwege wegen Schnee noch geschlossen sind. Im Oktober hingegen schließen viele Einrichtungen, wobei die Hauptattraktionen und einige Campingplätze geöffnet bleiben (Tunnel Mountain Village II ist ganzjährig geöffnet). Wir waren am ersten Oktoberwochenende dort und hatten herrliches Wetter. 

Unser Fazit

Banff hat alle unsere Erwartungen erfüllt. Die Kleinstadt ist zwar sehr touristisch, aber das charmante Stadtzentrum und die beeindruckende Kulisse ließen uns das schnell vergessen. Außerdem befindet man sich in einem Nationalpark, wodurch die Campingplätze erschwinglich bleiben und das Netz der Wanderwege gut ausgewiesen ist. Die Aussicht vom Sulphur Mountain war atemberaubend und die Bergstation modern und beeindruckend. Auch wenn wir lieber zu Fuß gehen, bekommt man für den hohen Preis der Gondel eine Menge geboten. Leider hatten wir mit unserem Ausflug in den Johnston Canyon nicht so viel Glück, aber wir werden auf jeden Fall eines Tages wieder nach Banff kommen, weil es hier noch so viel mehr zu entdecken gibt.

Das Wochenende in Banff war für uns erst der Anfang unseres zehntägigen Aufenthalts in den Rocky Mountains. Aber dazu mehr in einem anderen Artikel. 

4 Kommentare

  1. Da muss ich ja noch Konditionstraining machen, sonst komme ich den Berg ja gar nicht hoch….aber hört sich super an. Die Seilbahn 🚠 ist ja auch noch da😉

  2. Vielleicht müssen wir doch umplanen und 🤫 schon im Herbst nach Alberta reisen!

  3. Vielleicht müssen wir doch umplanen und 🤫 schon im Herbst nach Alberta reisen!

  4. Hi Alex et Patrick,
    ich habe heute nachmittag stundenlang mit größtem Vergnügen all eure Reiseberichte – inclusive Reisevorbereitung und Camperausbau – gelesen. Habt ihr sehr gut gemacht- Gratulation. Das verstärkt meine Reiselust und manche Erinnerungen werden in mir wieder wach – auf den Sulphur Mountain haben wir die Seilbahn genommen- hatten schließlich
    Kleinkinder dabei👶Grüße Michael-auch von Ingrid

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