Nach unserem wunderschönen Aufenthalt in Lake Louise fuhren wir weiter auf dem Icefields Parkway in Richtung Jasper. Der Icefields Parkway ist wohl die schönste Straße Kanadas. Man fährt mitten durch die Berge der Rocky Mountains, über Pässe und vorbei an Gletschern. Entlang der Strecke machten wir zwei Wanderungen, die zu den eindrucksvollsten unseres Roadtrips gehören. Auch in der Umgebung von Jasper, einem Dorf im Zentrum des Jasper Nationalparks, gibt es unzählige Wandermöglichkeiten. Wir verbrachten drei Tage in der Region, einen für je Hin- und Rückfahrt und einen ganzen Tag in Jasper, natürlich viel zu wenig, um das große Angebot auszunutzen.
Fahrt über den Icefields Parkway
Der Icefields Parkway (Highway 93 North) wurde 1940 fertiggestellt und verbindet die beiden Nationalparks von Jasper und Banff. Die Straße führt 230 km durch die Rocky Mountains, vorbei an Dreitausendern, glasklaren Flüssen und Seen und beeindruckenden Gletschern – eine fast unberührte Bergwelt. Es ist eine Strecke, die fast ausschließlich von Touristen genutzt wird. Deshalb sollte man sich nicht wundern, wenn das Fahrzeug vor einem plötzlich abbremst, um die Landschaft langsamer vorbeiziehen zu lassen. Aber nicht schimpfen! Nach der nächsten Kurve könnte man selbst derjenige sein, der den Verkehr verlangsamt.
Alle paar Kilometer gibt es Aussichtspunkte, Startpunkte von Wanderwegen und Picknickplätze. Es gibt also viele Gelegenheiten, anzuhalten und die Landschaft zu genießen. Mehrere Campingplätze von Parks Canada bieten die Möglichkeit, abseits des Trans-Canada-Highways oder der Eisenbahn an einem besonders idyllischen Ort zu übernachten.
Wir beschreiben alle unsere Stationen in diesem Artikel. Obwohl wir viel Zeit hatten, konnten wir natürlich nicht an allen Orten anhalten. Auf dem Hinweg nach Jasper wanderten wir zu den Wasserfällen des Bow-Gletschers und hielten am Peyto Lake sowie am Athabasca-Gletscher, der vom Highway aus zu Fuß zu erreichen ist (heute viel weiter entfernt als 1940). Auf dem Rückweg folgten wir dem Wilcox Pass Trail und bestiegen den Parker Ridge.
Idyllische Wanderung zu den Wasserfällen des Bow Gletschers
Wir brachen früh vom Campingplatz in Lake Louise auf, um den ganzen Vormittag für eine Wanderung zu den Wasserfällen des Bow Gletschers zu haben. Das frühe Aufstehen hatte sich wirklich gelohnt. Der Parkplatz war fast leer und auch auf der Wanderung trafen wir nur wenige Leute. Vor allem aber sorgte die Morgensonne für ein zauberhaftes Schauspiel: Der Bow Lake, an dessen Ufer wir den ersten Kilometer entlang liefen, bildete einen perfekten Spiegel für den tiefgrünen Wald und die umliegenden Gipfel. Der See hatte zwar nicht das Türkisblau von Lake Louise und Moraine Lake, war aber in seiner Klarheit ebenfalls von unglaublicher Schönheit.
Der Ausgangspunkt der Wanderung zum Bow-Gletscher liegt 40 km von Lake Louise entfernt auf rund 2000 m Höhe. Die Wanderung begann am Ufer des Bow Lake. Nach etwa einem Kilometer folgten wir dem Gletscherbach bis zu einem Hügel, in den sich der Bach eine Schlucht und mehrere kleine Wasserfälle gegraben hatte. Bis dahin war der Weg ziemlich flach. Insgesamt weist der Weg einen Höhenunterschied von 150 Metern auf. Der größte Teil davon wird im letzten Drittel überwunden. Oben angekommen bot sich uns ein traumhafter Blick auf ein ehemaliges Gletscherbett, eine mit Kieseln und Steinen bedeckte Ebene. In der Mitte floss idyllisch der Gletscherbach, und im Hintergrund erhob sich eine etwa 50 m hohe Felswand, von der das Schmelzwasser des Bow-Gletschers in einem tosenden Wasserfall herabstürzte. Vom Parkplatz zum Wasserfall sind es 4,5 km, für die 9 km hin und zurück brauchten wir etwa drei Stunden.
Peyto Lake – Blauer geht es nicht
Der nächste Halt war nur drei Kilometer entfernt am Bow Summit, dem mit 2088 Metern höchsten Punkt des Icefields Parkway. Vom Parkplatz führt ein asphaltierter Weg in weniger als einem Kilometer zum Aussichtspunkt auf den Peyto Lake, ein weiteres Juwel der Rocky Mountains. Das Wasser ist so blau, als hätte ein Maler einen großen Eimer Farbe ausgeschüttet – einfach unglaublich!
Hier war am frühen Nachmittag deutlich mehr los als am Bow Lake. Der Parkplatz ist groß und auch die Aussichtsplattform bietet Platz für viele Leute.
Am Fuß des Athabasca-Gletschers
Eine der Hauptattraktionen auf der Fahrt über den Icefields Parkway ist der Athabasca Gletscher auf halber Strecke zwischen Lake Louise und Jasper. Hier fließt der Gletscher vom Columbia Icefield, dessen weiße Konturen zwischen den Gipfeln des Athabasca (3.493 m), Snowdome (3.459 m) und Kitchener (3.505 m) zu sehen sind, in Richtung Pass. Als die ersten Entdecker hierher kamen, mussten sie noch den Gletscher überqueren, für den Bau der Straße war er schon weit genug zurückgeschmolzen, und heute muss man mehr als einen Kilometer laufen, um den Fuß des Eisriesen zu erreichen. Kleine blaue Schilder markieren die Stelle, bis zu der sich der Gletscher in einem bestimmten Jahr ausdehnte. Der Spaziergang zum Gletscher ist wie eine Zeitreise und man versucht sich vorzustellen, wie der Pass früher ausgesehen haben mag. Wir waren sehr beeindruckt, als wir durch die karge Schotter- und Steinlandschaft liefen.
Auf dem Pass befindet sich auch das Icefield Centre, ein großer Gebäudekomplex, der neben einem Museum zum Thema Klimaerwärmung auch ein Restaurant, ein Café und ein Hotel beherbergt. In der Hochsaison befindet sich hier ein weiteres Besucherzentrum von Parks Canada. Der Parkplatz am Icefield Centre ist riesig und wir vermuten, dass es im Hochsommer dementsprechend voll ist.
Von hier aus fahren spezielle Busse direkt auf den Gletscher. Für etwas mehr als 100 Dollar kann man mitfahren und auf dem gar nicht mehr so ewigen Eis spazieren gehen. Ob diese supertouristische Aktivität zum langfristigen Erhalt des Gletschers beiträgt, bezweifeln wir. Aber gut, andere fahren zum Spaß mit einem Diesel mehrere tausend Kilometer durch Nordamerika… Ups!
In der Nähe des Icefield Centre gibt es auch zwei Campingplätze. Wir haben uns jedoch gegen eine Übernachtung entschieden, da die Temperaturen auf dem 2000 m hohen Pass bereits unter Null fielen.
Aufstieg auf den Wilcox Pass
Um den Athabasca Gletscher aus einer anderen Perspektive zu sehen, empfehlen wir die Wanderung auf den Wilcox Pass. Nach ca. 1,5 km kontinuierlichem Aufstieg verlässt man die immer spärlicher werdende Vegetation und erreicht die roten Stühle von Parks Canada. Hier kann man eine Pause einlegen und die herrliche Aussicht genießen. Man befindet sich oberhalb des Icefield Centre mit Blick auf den Icefields Parkway und den Athabasca Gletscher im Hintergrund.
Ein erfahrener Park-Ranger im Besucherzentrum von Jasper gab uns den Tipp, nur bis zu den roten Stühlen zu gehen. Der Weg führt zwar noch etwa drei Kilometer weiter, aber die Aussicht ändert sich kaum. So hatten wir Zeit für eine weitere Wanderung, nämlich auf den Parker Ridge.
Parker Ridge Trail – Eine Wanderung mit atemberaubender Belohnung
Der Parkplatz für den Parker Ridge Trail liegt nur fünf Kilometer vom Wilcox Pass entfernt. Der Weg führt in Serpentinen den Kamm hinauf. Oben angekommen bot sich uns einer der schönsten Ausblicke unserer Reise: Zwischen schneebedeckten Gipfeln floss der Saskatchewan Gletscher vom Columbia Icefield ins Tal. An seinem Fuß bildete sich ein türkiser See, dessen Wasser in einem kleinen Bach durch das Tal floss. Die Landschaft ist vom Menschen unberührt – fantastisch!
Der Aufstieg zum Parker Ridge ist etwa zwei Kilometer lang. Wir folgten noch ein Stück dem Wanderweg auf dem Kamm und genossen die Landschaft. Die Aussicht war einfach wunderschön, eine der beeindruckendsten auf unserer Reise durch Nordamerika.
Wann ist der richtige Zeitpunkt für eine Fahrt auf dem Icefields Parkway?
Wie in den übrigen Rocky Mountains sind die Monate Juli und August Hochsaison. Die Strecke ist entsprechend stark befahren.
Der Winter beginnt im Oktober und dauert bis Mai. In dieser Zeit sind Winterreifen vorgeschrieben. Wanderwege und Seen sind bis Mitte Juni mit Schnee bedeckt. Es ist wichtig, sich über die Straßenverhältnisse und das Wetter zu informieren. Auch im Sommer ist es jederzeit möglich, dass anstatt Regen Schnee fällt. Streckenabschnitte können zeitweise gesperrt sein.
Unserer Meinung nach ist der September wegen des noch stabilen Wetters und guter Verhältnisse zum Wandern am besten geeignet. Wir haben ein bisschen mit dem Feuer gespielt, als wir Anfang Oktober dorthin gefahren sind, aber wir hatten Glück mit dem Wetter in den Rocky Mountains und es gab weder Regen noch Schnee.
Eine Fahrt entlang des Icefields Parkway lohnt sich zu jeder Jahreszeit. Es kommt darauf an, was man unternehmen möchte und was man sehen will (z.B. Peyto Lake gefroren oder tiefblau – beides hat seinen Reiz).
Aufenthalt in der Umgebung von Jasper
Die Kleinstadt Jasper ist das Zentrum des gleichnamigen Nationalparks, mit 11.000 km2 der größte in den Rocky Mountains und der nach Banff zweitpopulärste in Kanada. Die nächste Großstadt ist Edmonton, etwa vier Stunden entfernt. Jasper ist mit 4.500 Einwohnern deutlich kleiner und weniger touristisch geprägt als Banff. Auch Jasper hat sich von einem Eisenbahndorf zu einem alpinen Tourismusort entwickelt.
Jasper selbst hat im Gegensatz zu Banff nicht viel zu bieten und wir haben vor allem die Annehmlichkeiten der Zivilisation wie Waschsalon oder Supermarkt genutzt, aber die Umgebung ist wunderschön. Vor allem zum Wandern gibt es viele Möglichkeiten, zum Beispiel am Pyramid Lake oder im Valley of the Five Lakes. Eine weitere Attraktion im Jasper National Park ist die Gegend um den Maligne Lake, der ca. 50 km entfernt liegt. Für diesen See hatten wir leider keine Zeit, aber ein Besuch steht auf unserer Liste, wenn wir das nächste Mal im Jasper Nationalpark sind.
Wanderung im Valley of the Five Lakes
Der Parkplatz für den Valley of the Five Lakes Trail liegt wenige Kilometer südlich von Jasper am Beginn des Icefields Parkway. Wie der Name schon sagt, führt der Wanderweg an fünf Seen vorbei. Auch hier war das Wasser so klar und ruhig, dass sich der Nadelwald auf der Oberfläche der Seen spiegelte – einfach wunderschön. Die gesamte Wanderung ist etwas mehr als 9 km lang, aber wir entschieden uns für eine kürzere Alternativroute und waren nach etwa der Hälfte wieder am Parkplatz.
Abstecher an den Pyramid Lake
Hinter Jasper erhebt sich der Berg Pyramid Mountain, der seinen Namen seiner markanten Form verdankt. Vom Stadtzentrum aus erreicht man mit dem Auto in wenigen Minuten den davor liegenden Pyramid Lake, in dem sich bei schönem Wetter der Berg spiegelt. Wir haben nur einen kurzen Abstecher dorthin gemacht, aber es gibt zahlreiche Wanderwege, um die schöne Landschaft zu erkunden.
Campingplatz in Jasper
In der Nähe von Jasper gibt es mehrere Campingplätze. Wir waren auf dem Whistlers Campground. Er ist mit 780 Stellplätzen der größte im Nationalpark und liegt am Fuße des gleichnamigen Berges (Achtung: der Berg Whistler, bekannt für sein Skigebiet, liegt über 700 km entfernt in der Nähe von Vancouver).
Im Frühjahr 2022 wurden umfangreiche Renovierungsarbeiten abgeschlossen. Duschen und Toiletten waren daher bei unserem Besuch in einem exzellenten Zustand. Für einen Stellplatz mit Strom und Feuerstelle haben wir 43,75 $ pro Nacht bezahlt. Es gibt auch Stellplätze ohne Service oder mit Full Hook-Up (Wasser, Strom und Abwasser).
Unser Stellplatz war von Nadelbäumen umgeben, aber der Campingplatz bietet auch offene Flächen mit viel Sonne.
Als wir auf dem Campingplatz ankamen, graste eine Gruppe Wapiti-Hirsche am Eingang. Am Morgen unserer Abreise kam ein Wapiti-Hirsch an unserem Stellplatz vorbei und machte es sich auf dem Nachbarplatz bequem. Außerdem trafen wir auf einen Kojoten, als wir mit dem Sprinter den Campingplatz verließen. Der Whistlers Campground liegt mitten in der Wildnis und Begegnungen mit Wildtieren sind keine Seltenheit.
In den Nationalparks der Rocky Mountains zahlt man oft einen Aufpreis für einen Stellplatz mit Feuerstelle. Dafür ist das Feuerholz im Preis inbegriffen, d.h. man kann sich so viel Holz holen, wie man möchte. Allerdings hat man wenig Einfluss darauf, ob es trocken ist. Es lohnt sich, eine kleine Axt mitzunehmen (wir hatten leider keine), um die teilweise riesigen Holzscheite auf brennbare Größe zu zerteilen.
Warum kümmert sich der Campingplatz um das Feuerholz?
Die Nationalparks in den Rocky Mountains wollen nicht, dass die Besucher ihr eigenes Holz mitbringen. Das ist natürlich kein Akt kanadischer Willkommenskultur. Es geht darum, die natürliche Vegetation der Rocky Mountains vor fremden Arten (z.B. Käfern) zu schützen, die sich auf dem mitgebrachten Holz befinden könnten.
Interaktive Karte zum Icefields Parkway
Klicke auf die Karte, um alle Punkte anzuzeigen.
Unser Fazit
Die Fahrt über den Icefields Parkway gehört zu den schönsten Erlebnissen unseres Nordamerika-Roadtrips. Die Landschaft ist einfach überwältigend. Vor allem die Wanderungen zu den Wasserfällen des Bow Gletscher und auf den Parker Ridge haben uns begeistert. Gerade letztere bot eine unglaublich schöne Aussicht.
Auch einen Aufenthalt in Jasper können wir nur empfehlen. Im Gegensatz zu Banff gibt es hier deutlich weniger Touristen und der Nationalpark scheint dadurch etwas wilder als sein südlicher Nachbar.
Ob Icefields Parkway oder Jasper, in den drei Tagen haben wir nur einen kleinen Ausschnitt von dem gesehen und erlebt, was die Region zu bieten hat. Wir wollen auf jeden Fall wiederkommen, um noch mehr von der Bergwelt des Jasper Nationalparks zu erkunden.
Jedes Mal, wenn ich Euere Berichte lese, denke ich, ich muss unsere Tour umplanen! Warum nicht länger in den kanadischen Rockies bleiben? Euer Stil gefällt mir, macht Lust auf mehr.
Vielen Dank! 🙂
Es freut uns sehr, dass wir euch Ideen geben können! Die Rockies sind einfach unglaublich schön und bieten unzählige Möglichkeiten für Camping und Wandern.
Ja, da bekommt man wirklich Lust hinzufahren. Vielleicht doch im September?!