10 Tage in Vancouver und Umgebung

Nach den Rocky Mountains war Vancouver das zweite große Ziel unseres Roadtrips durch Nordamerika. Vancouver ist die drittgrößte Stadt Kanadas und rangiert regelmäßig unter den Top 10 der lebenswertesten Großstädte der Welt. Dementsprechend neugierig waren wir und wollten diese kanadische Metropole unbedingt besser kennenlernen.

Neben dem Großstadtflair lohnt sich ein längerer Aufenthalt vor allem wegen der abwechslungsreichen Umgebung. Ob Wandern oder Skifahren im Norden rund um North Vancouver oder Squamish oder Spaziergänge am Meer und Meeresfrüchte genießen in den Küstenorten im Süden – die Region rund um Vancouver bietet zahlreiche Ausflugsmöglichkeiten für jeden Geschmack.

Mitte Oktober kamen wir in Vancouver an und blieben dort bis Anfang November. Einige Tage davon verbrachten wir auf Vancouver Island, aber darüber schreiben wir in einem anderen Artikel. Wir erkundeten Vancouver zu Fuß und mit dem Fahrrad, besuchten unter anderem die Orte Squamish, Deep Cove und White Rock und wanderten in den Wäldern um den Lynn Creek.

Vancouver erkunden

Vancouver kann man auf verschiedene Arten erkunden. Wir waren viel zu Fuß in den Häuserschluchten von Downtown unterwegs. Für einen Blick vom Wasser aus lohnt sich eine Fahrt mit dem Seabus, einem Netz von Fähren, die die umliegenden Buchten überqueren. Bei schönem Wetter empfiehlt sich eine Radtour. Radwege führen um den Stanley Park und entlang der English Bay und bieten Einblicke in die zentrumsnahen Wohnviertel.

Vancouver zu Fuß

Am ersten Tag erkundeten wir Vancouver zu Fuß. Wir liefen zum Canada Place, einer riesigen Anlegestelle für Kreuzfahrtschiffe. Von dort aus hat man einen guten Blick auf den Hafen. Nicht weit davon entfernt liegt Gastown, der älteste Stadtteil Vancouvers. Hier gibt es viele Restaurants, Cafés und kleine Geschäfte. Die Hauptattraktion ist die Steam Clock, die mit einem Pfiff die Zeit verkündet. Ehrlich gesagt waren wir von der Dampfuhr etwas enttäuscht, aber ansonsten hat das Viertel viel Charme.

Etwas weiter landeinwärts befindet sich die Robson Street, eine belebte Einkaufsstraße, in der fast alle großen internationalen Ketten vertreten sind. Eine Straße, wie sie für eine Großstadt wie Vancouver typisch ist.

Generell lohnt es sich, mit Appetit durch die Innenstadt zu bummeln. Es gibt viele kleine Restaurants. Vor allem die asiatische Küche ist zu empfehlen, da es hier eine besonders große Auswahl gibt. Wir haben es sehr genossen.

Multikulti-Stadt
Vancouver ist nach Toronto und Montreal eine der beliebtesten Einwanderungsstädte Kanadas. Entsprechend multikulturell ist die Bevölkerung. Neben den Einwohnern mit europäischen Wurzeln gibt es auch eine große Zahl von Asiaten (30 % der Bevölkerung stammen aus China).

Vancouver vom Wasser aus

Vancouver ist von viel Wasser umgeben, mehrere Vororte liegen am gegenüberliegenden Ufer. North und West Vancouver sind nur durch die Lions Gate Bridge mit dem Stadtzentrum verbunden. Eine Alternative zur Brücke ist der Seabus, eine kleine Fähre, die Lonsdale in North Vancouver mit dem Hauptbahnhof verbindet. Alle zehn Minuten verkehrt ein Boot. Wir waren begeistert, wie schnell das Ein- und Aussteigen und das Fahren selbst geht. Während der Fahrt blickt man auf die Türme von Downtown Vancouver und die Containerterminals des Hafens sowie auf die gigantischen Schiffe, die ebenfalls die Bucht kreuzen.

Der Seabus ist Teil des öffentlichen Verkehrsnetzes von Vancouver und kostet daher so viel wie ein Busticket.

Radtour in Vancouver

Vancouver hat schöne und gut ausgebaute Fahrradwege. Wir hatten zwei Tage gutes Wetter, um die Stadt mit dem Fahrrad zu erkunden. Von unserem Campingplatz mussten wir nur die Lions Gate Bridge überqueren und schon waren wir im Stanley Park. Vom Stanley Park aus fuhren wir auf den Fahrradweg entlang der Seawall der English Bay bis zum Kitsilano Beach, auf der anderen Seite der Bucht.

Der Stanley Park ist ein beliebtes Ausflugsziel für Touristen und Einheimische. Er liegt auf einer bewaldeten Halbinsel und ist die grüne Lunge Vancouvers. Stanley Park ist größer als der New Yorker Central Park und lässt sich am besten mit dem Fahrrad erkunden. Ein 8,8 Kilometer langer Radweg führt einmal um die Halbinsel herum, ohne die Küste zu verlassen, und bietet herrliche Ausblicke auf Downtown, den Hafen und die Berge im Norden Vancouvers. Rennradfans nehmen den Stanley Park Drive, der auf den Hügel im Zentrum des Parks führt und dessen zweite Fahrspur ausschließlich für Fahrräder reserviert ist. Der Stanley Park beeindruckt vor allem durch seinen dichten Wald mit über 70 Meter hohen Bäumen. Wenn man nicht gerade an der Seawall entlang fährt, fühlt man sich weit weg von der Großstadt.

Auch außerhalb des Stanley Parks waren wir begeistert von dem Radweg auf der Seawall entlang der English Bay. Die Strecke führt 11 km fast immer am Wasser entlang, oft durch kleine Parks, bis zum Strand von Kitsilano Beach. Anfangs fährt man direkt an den hohen Wohntürmen von Downtown vorbei, einige Kilometer später kann man die Skyline auf der anderen Seite der Bucht bewundern. Statt Hochhäusern stehen hier hübsche Reihenhäuser. Der Radweg bietet eine Vielzahl von Blickwinkeln auf die Stadt.
Ein obligatorischer Stopp auf der Radtour ist Granville Island, eine ehemalige Industrieinsel, die heute vor allem für ihre Restaurants, Marktstände und Künstlerateliers bekannt ist. Besonders am Wochenende ist hier viel los.

Wir folgten dem Radweg entlang der Seawall bis zum Kitsilano Beach. Es war Samstag und ein wunderschöner Oktobertag. Die mehr als 10 Beachvolleyballfelder waren alle belegt. Ein perfekter Ort für eine Pause, um die Einheimischen bei ihren Freizeitaktivitäten zu beobachten und die Aussicht auf Downtown und die Berge im Norden Vancouvers zu genießen.

Eine Karte des Fahrradweges entlang der Seawall und viele Informationen zum Stanley Park gibt es auf der Website der Stadt Vancouver: hier klicken.

Wasserflugzeuge
Eine unserer Lieblingsbeschäftigungen in Vancouver war das Beobachten von Wasserflugzeugen. Auf unserer Fahrradtour entlang der Seawall im Stanley Park machten wir eine Pause am Brockton Point, dem östlichsten Punkt der Halbinsel. Von dort hatten wir einen guten Blick auf den Hafen, wo alle paar Minuten ein Wasserflugzeug startete oder landete. Die Wasserflugzeuge verbinden Victoria, die Hauptstadt von British Columbia, und andere Küstenorte mit der Metropole Vancouver. Auch touristische Rundflüge werden angeboten.

Interessante Orte in der Umgebung von Vancouver

Vancouver ist eine eindrucksvolle Stadt. Was sie aber besonders lebenswert macht, ist ihre Umgebung. Im Norden, nur wenige Kilometer vom Stadtzentrum entfernt, erheben sich Berge, die zum Wandern und Skifahren einladen. Folgt man dem atemberaubenden Sea-to-Sky Highway, gelangt man nach Squamish, einem Paradies für Outdoor-Fans. An der Küste im Süden der Metropole liegen Kleinstädte wie White Rock und Steveston, deren Strandpromenaden beliebte Ziele für Wochenendausflüge sind.

Wir hatten die Gelegenheit, viel Zeit in der Region zu verbringen und mit Freunden weniger touristische Orte zu erkunden.

Im Folgenden beschreiben wir sechs Orte, zwei Naturparks und vier Städte, die wir während unseres Aufenthalts in Vancouver besucht haben. Dabei handelt es sich nicht unbedingt um touristische Hauptattraktionen, sondern um Orte, die einen Besuch wert sind, um den Charme der Region um Vancouver kennen zu lernen.

Squamish

Squamish ist eine Kleinstadt etwa 60 km von Vancouver entfernt. Der Ort liegt am Ende der Bucht Howe Sound, etwa auf halbem Weg nach Whistler, einem beliebten Ski- und Wandergebiet. Schon die Fahrt auf dem Highway 99 ist einen Ausflug wert: Die Straße führt auf und ab, immer an der Küste entlang. Die Berge enden direkt am Wasser. Von der Straße aus sieht man bewaldete Inseln und auf der anderen Seite der Bucht hohe Berge. Nicht umsonst wird die Verbindung auch Sea to Sky Highway genannt.

Rund um Squamish gibt es unzählige Möglichkeiten für Outdoor-Aktivitäten. Wegen der steilen Hänge ist die Region besonders bei Kletterern beliebt. Wir waren aber wandern, und zwar im Murrin Provincial Park. Auf der 3 km langen Wanderung haben wir 200 Höhenmeter überwunden. Das kam dem Klettern schon sehr nahe. Belohnt wurden wir mit einer wunderschönen Aussicht auf den Howe Sound.

Squamish ist auch bekannt für eine der größten Populationen von Weißkopfseeadlern in Nordamerika. Etwa 1300 Adler werden hier jährlich gezählt. Die beste Beobachtungszeit ist von Oktober bis Januar. Als wir im Oktober dort waren, haben wir allerdings keinen gesehen.

Lynn Canyon Park

Der Lynn Canyon Park befindet sich in North Vancouver. Wir machten einen kurzen Spaziergang durch den Wald am Ufer des Lynn Creek und staunten über die teilweise komplett mit Moos bewachsenen Bäume. Die Hauptattraktion ist eine Hängebrücke, die in 50 m Höhe über die Kaskaden des Lynn Creek führt. Sie ist vermutlich weniger spektakulär als die Hängebrücke über den Capilano River, eine viel beworbene und teure Touristenattraktion in der Umgebung, dafür aber kostenlos.

Lynn Headwaters Regional Park

Ein weiterer Park, um die Natur nördlich von Vancouver zu erkunden, ist der Lynn Headwaters Regional Park. Er liegt etwas oberhalb des Lynn Canyon Parks. Auch hier ist der Eintritt frei. Ein ausgedehntes Netz von Wanderwegen führt entlang des Lynn Creek und für gut Trainierte bis auf den Grouse Mountain, wo sich im Winter ein Skigebiet befindet.

Als wir durch den Wald wanderten, regnete es. Der Nebel sorgte für eine gespenstische Stimmung – perfekt für unsere Wanderung kurz vor Halloween. Auch hier waren Äste und Baumstämme dicht mit Moos bewachsen. Insgesamt waren wir fünf Stunden unterwegs und legten 17 km zurück – die längste Wanderung unseres Roadtrips.

Deep Cove

Wer ein kanadisches Postkartenmotiv sucht, sollte einen Abstecher nach Deep Cove machen. Die Gemeinde liegt nur wenige Minuten vom Lynn Creek Park entfernt an einem Seitenarm des Burrard Inlet Fjords. Unsere Mittagspause verbrachten wir auf einer Bank in der Sonne und beobachteten Kajaks und kleine Jachten, die über das Wasser fuhren. Im Hintergrund erhoben sich Hügel mit dichtem Nadelwald und ein paar leichten Wolken. Einfach idyllisch.

Steveston

Das Fischerdorf Steveston liegt südwestlich von Richmond, 20 km von Downtown Vancouver entfernt. Am Fisherman’s Wharf verkaufen Fischer frischen Fisch und Meeresfrüchte direkt vom Boot. Am Hafen gibt es zahlreiche Restaurants. Eine Promenade am Ufer des Fraser River lädt zu Spaziergängen und zum Radfahren ein.

Nur wenige Meter entfernt liegt die Georgia Cannery. Die ehemalige Konservenfabrik ist heute ein Museum, das von Parks Canada betrieben wird. Um 1900 gab es in Steveston viele Fabriken, die Fisch, vor allem Lachs, in Dosen abfüllten. Das Museum ist nicht groß, aber interessant und anschaulich gestaltet. Ein Besuch lohnt sich unserer Meinung nach vor allem für Besucher mit dem Discovery Pass, der Jahreskarte von Parks Canada, denn damit ist der Eintritt frei.

White Rock

White Rock ist ca. 50 km von Downtown Vancouver entfernt und in nur 10 Minuten ist man an der Grenze zu den USA. White Rock hat mit 470 m den längsten Pier Kanadas und, wie der Name schon sagt, einen großen weißen Felsen. Zusammen mit der Uferpromenade ist die kleine Stadt ein beliebter Ort für einen Spaziergang direkt am Strand.

White Rock war unsere letzte Station, bevor wir Kanada in Richtung USA verließen.

Der beste Campingplatz in Vancouver

Zugegeben, wir haben nur auf einem Campingplatz in Vancouver übernachtet. Daher können wir nicht wirklich mit anderen Einrichtungen vergleichen. Aber der Capilano River RV Park hatte mit Abstand den besten Preis und die beste Lage.

Der Campingplatz liegt in West Vancouver am Fuße der imposanten Lions Gate Bridge. Es ist möglich direkt mit dem Fahrrad über die Brücke in den Stanley Park zu fahren. Außerdem ist eine Bushaltestelle nur 10 Gehminuten vom Campingplatz entfernt. Außerhalb der Stoßzeiten brachte uns der Bus in weniger als 15 Minuten ins Zentrum. Die Lage des Capilano River RV Park ist also perfekt, um die Stadt mit dem Wohnmobil zu besichtigen.

Ein Stellplatz mit Strom und Wasser kostete 50 $ pro Nacht. Zugegeben, auch kein Schnäppchen, aber günstig im Vergleich zu den 80 $, die sonst auf stadtnahen Campingplätzen verlangt werden. Außerdem war der Campingplatz gut ausgestattet. Besonders gefreut haben wir uns über den Gemeinschaftsraum mit Couch, Fernseher und W-Lan, um uns bei dem teilweise nasskalten Wetter warm zu halten.

Der Campingplatz scheint besonders bei deutschen Kanada-Reisenden beliebt zu sein. Dank unseres deutschen Kennzeichens (natürlich nur vorne am Fahrzeug) kamen immer wieder Nachbarn vorbei, um uns kurz vor ihrer Abreise zurück nach Hause noch die restlichen Lebensmittel zu schenken und von ihren Abenteuern zu erzählen.

Für unseren Aufenthalt in Vancouver war der Campingplatz super geeignet. Man darf allerdings kein Nationalpark-Camping erwarten. Die Stellplätze liegen sehr eng beieinander und der Verkehr auf der Lions Gate Bridge ist eigentlich immer zu hören.

Lions Gate Bridge
Die Lions Gate Bridge ist eine imposante Hängebrücke, die den an dieser Stelle rund 400 Meter breiten Fjord Burrard Inlet überspannt. Die Fahrbahn befindet sich in 60 m Höhe, so dass große Containerschiffe den dahinter liegenden zweitgrößten Hafen an der Westküste Nordamerikas anlaufen können. Die Brücke verbindet West Vancouver mit dem Stanley Park und schließlich mit Downtown Vancouver. Auf der Brücke herrscht ständig dichter Verkehr. Täglich überqueren etwa 70.000 Fahrzeuge die Lions Gate Bridge.

Interaktive Karte zu Vancouver und Umgebung

Klicke auf die Karte, um alle Punkte anzuzeigen.

Unser Fazit

Vancouver ist eine sehr moderne Stadt. Besonders cool fanden wir, dass wir viel mit dem Fahrrad erkunden konnten. Durch die Lage unseres Campingplatzes konnten wir direkt von unserem Stellplatz durch den Stanley Park in die Innenstadt radeln.

Die Stadt und auch die Umgebung bieten viele Freizeitmöglichkeiten. Nur wenige Kilometer entfernt befinden sich Wälder und Berge, die zu zahlreichen Outdoor-Aktivitäten einladen. Wir waren begeistert von der Kombination aus Bergen und Küste, die zudem noch wunderschöne Ausblicke bietet.

Wir hatten eine schöne Zeit in Vancouver und hoffen, bald wiederkommen zu können.

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