Auf der Suche nach warmen Temperaturen erreichten wir Anfang Dezember mit unserem Sprinter den Süden Arizonas, ein wahres Vanlife-Paradies. Mitten in der Sonora-Wüste ist es tagsüber trocken und angenehm warm. Die Campingplätze sind günstig und es gibt viel öffentliches Land, das vom Bureau of Land Management (BLM) verwaltet wird und auf dem man kostenlos stehen darf.
Und es gibt viel zu sehen! Wir besuchten den Saguaro National Park, wo eine Armee von riesigen Kakteen die Hügel bedeckt. Die Saguaro-Kakteen werden bis zu 15 Meter hoch und sind mit ihren charakteristischen Armen das Wahrzeichen der Region. Um mehr über die Geschichte des Wilden Westens zu erfahren, besuchten wir auch die Old-West-Stadt Tombstone, legendärer Schauplatz berühmter Wildwest-Duelle, und die abgelegene Fort Bowie National Historic Site, ein Ort, an dem die amerikanische Expansion nach Westen gesichert wurde.
Umgeben von Riesen-Kakteen im Saguaro National Park
Über Saguaro National Park
Wir verbrachten einen wunderschönen Tag im Saguaro National Park, der seinen Namen den riesigen Kakteen – den Saguaros (sah-wah-ros) – verdankt. Diese werden bis zu 15 Meter hoch und sind berühmt für ihre Arme. Saguaros wachsen sehr langsam, weniger als 5 cm pro Jahr in den ersten 8 Jahren. Erst nach etwa 70 Jahren bilden sich die Arme, und nach 150 Jahren haben sie ihre volle Größe erreicht. Sie sind das Wahrzeichen der Region um die Großstadt Tucson. Der Park besteht aus zwei Teilen, östlich und westlich von Tucson. Wir haben uns für den westlichen Teil entschieden, der auch als Tucson Mountain District bekannt ist und laut verschiedener Reiseführer spektakulärer sein soll als der östliche Teil.
Der Saguaro National Park wurde 1933 als National Monument gegründet und 1994 zum Nationalpark erhoben. Er schützt eine einzigartige Landschaft aus Wüste, Bergen und Kakteen. Er beherbergt außerdem eine Vielzahl von Tieren und Pflanzen, die sich an die extremen Bedingungen angepasst haben.
Mehr Information zum Nationalpark gibt es auf der offiziellen Park-Webseite.
Unser Tag im Saguaro National Park
Zuerst fuhren wir zum Red Hill Visitor Center, um uns über Wanderungen und Aktivitäten zu informieren. Ein Abstecher zum Besucherzentrum ist immer das erste, was wir in einem Nationalpark machen. Dort erfuhren wir, dass in zwanzig Minuten ein Ranger-Programm am Signal Hill beginnen würde. Wir kamen gerade rechtzeitig. Der Signal Hill liegt am Bajada Loop, einer malerischen Schotterstraße, die durch den Saguaro-Wald führt. Der Ranger erklärte uns viel über die Petroglyphen, in Stein gehauene Symbole, die die Ureinwohner Hohokam hinterlassen haben. Am Ende beantwortete er alle unsere Fragen über die Saguaro-Kakteen und den Nationalpark. Vom Signal Hill hatte man auch einen Blick über die Wüste bis fast zur mexikanischen Grenze.
Danach beschlossen wir, eine Wanderung zu machen. Der Saguaro National Park bietet viele verschiedene Wanderwege für jeden Anspruch. Da es uns aber in der Mittagssonne zu heiß wurde, sind wir nur den Desert Discovery Trail gewandert. Das ist ein kurzer und einfacher Rundweg, der nicht einmal einen Kilometer lang ist. Es gibt aber Informationstafeln, auf denen die verschiedenen Pflanzen und Tiere der Wüste erklärt werden.
Wir haben unseren Besuch im Saguaro National Park sehr genossen und können ihn jedem empfehlen, der die Schönheit und Vielfalt der Wüste erleben möchte.
Auf den Spuren des Wilden Westens
Der Süden Arizonas bietet einen Einblick in die Geschichte der amerikanischen Expansion nach Westen. Auf dem Weg von Tucson nach New Mexico besuchten wir Tombstone, eine Stadt, in der der Wilde Westen lebendig gehalten wird, und die Ruinen von Fort Bowie, wo man viel über die beschwerliche Reise der Pioniere und die Konflikte mit den Apachen erfährt.
Tombstone – the “Town too Tough to Die”
Wir machten uns auf den Weg nach Tombstone, um einen Hauch des Wilden Westens zu erleben. Die Stadt verdankt ihren Namen Soldaten, die zu einem Goldsucher gesagt haben sollen: „Das Einzige, was du dort finden wirst, ist dein Grabstein [engl. tombstone]“. Doch sie irrten sich. Eine reiche Silberader wurde entdeckt, die Tombstone zu einer blühenden Stadt im Südwesten Amerikas machte. Aber der Reichtum währte nicht lange. Nachdem die Mine erschöpft war, verließen die meisten Einwohner die Stadt und Tombstone wurde zu einer Geisterstadt.
Mehr Information zur Geschichte der Stadt gibt es auf der Webseite der Stadt.
Einige Einwohner blieben und beschlossen, die Geschichte von Tombstone am Leben zu erhalten. Sie restaurierten die alten Gebäude und schufen eine Kulisse für Fans des Wilden Westens. Es gibt Saloons und viele Läden, in denen man seine Cowboy-Ausrüstung kaufen kann, einschließlich echter Revolver. Wir besuchten auch das O.K. Corral, wo eine der berühmtesten Schießereien des Wilden Westens stattfand. Wyatt Earp und Doc Holliday waren zwei Gesetzeshüter, die mit einer Bande von Cowboys aneinander gerieten. Die Schießerei dauerte nur sieben Sekunden, am Ende waren drei der Cowboys tot.
Dreimal am Tag wird die Schießerei am O.K. Corral nachgespielt (Dauer 30 Minuten). Wir sahen uns das Spektakel an und zuckten während der Show mehrmals vom Lärm der Platzpatronen zusammen. Das Theater war keine große Kunst, aber unterhaltsam. Die Show passte perfekt in die klischeehafte Atmosphäre von Tombstone.
Fort Bowie und die mühsame Reise in den Westen
Wir verbrachten einen spannenden Vormittag in der Fort Bowie National Historic Site. Das Fort am Apache Pass war ein wichtiger Schauplatz der Kämpfe zwischen den Chiricahua-Apachen und den Amerikanern und entscheidend für die amerikanische Expansion nach Westen.
1861 kam es am Apache Pass zu einem Konflikt zwischen dem Apachenhäuptling Cochise und der amerikanischen Armee. Daraus entwickelte sich ein jahrelanger Krieg, der erst mit der Kapitulation Geronimos 1886 endete.
Umfassende Informationen zum Konflikt zwischen Apachen und den USA gibt es auf der Webseite des NPS.
Um den für die Expansion nach Westen so wichtigen Pass zu kontrollieren, errichtete die Armee 1862 Fort Bowie. Hier lebten etwa 100 Soldaten, die den Reisenden Schutz boten. Heute ist von dem Fort nicht mehr viel zu sehen. Nur ein paar Steinmauern zeugen von seiner Vergangenheit. Im Besucherzentrum nebenan gibt es ein kleines Museum über das Fort mit vielen Schwarz-Weiß-Fotos. Von der Rangerin erfahren wir dort auch, dass Fort Bowie eine der am wenigsten besuchten Einrichtungen des National Park Service (NPS) ist, der Bundesbehörde, die die Nationalparks und -denkmäler verwaltet. Verständlich, wenn man bedenkt, wie weit das Fort von der nächsten größeren Stadt entfernt liegt und wie schlecht die Ruinen erhalten sind.
Das Besondere an unserem Ausflug nach Fort Bowie war dann auch nicht das Fort selbst, sondern die kurze Wanderung dorthin. Als wir dort ankamen, war es grau und die Gipfel der umliegenden Berge waren teilweise in den Wolken versteckt. Eine gespenstische Stimmung, wenn man sich in die Reisenden des 19. Jahrhunderts hineinversetzt, die nervös die Hügel beobachteten, aus Angst vor möglichen Angreifern. Für den Rückweg wechselten wir die Seite und stellten uns vor, die Eindringlinge zu beobachten. Wir liefen über die Hügel, von denen aus wir einen guten Blick auf den Pass hatten.
Übernachtungen
Einer der Höhepunkte unserer Reise durch die Region Tucson war das Campen.
Gilbert Ray Campground
Wir verbachten zwei Nächte auf dem Gilbert Ray Campground imTucson Mountain Park. Der Campingplatz liegt in der Nähe des westlichen Teils des Saguaro Nationalparks, war sehr gepflegt und bot 130 Stellplätze für Wohnmobile mit Stromanschluss für 20 $ pro Nacht. Von unserem Stellplatz aus hatten wir einen tollen Blick auf die Berge und die Kakteen. Nachts streiften Kojoten über den Campingplatz. So nah hatten wir ihr Heulen noch nie gehört. Es war ein bisschen unheimlich, aber auch faszinierend. Außerdem mussten wir aufpassen, dass keine Pack Rats (amerikanische Buschratten) in unseren Sprinter eindringen und sich an den Kabeln zu schaffen machen. Unsere Nachbarin klärte uns auf und so öffneten wir, wie alle anderen auch, die Motorhaube und verteilten ein paar Duftstoffe, die die Nager angeblich meiden.
BLM-Camping
Neben organisierten Campingplätzen ist die Wüste Arizonas ein beliebter Ort für BLM-Camping. Das bedeutet, dass man auf öffentlichem Land ohne Gebühren oder Reservierungen campen kann. Manchmal handelt es sich um ausgestattete Campingplätze mit Toiletten und Picknicktischen, manchmal nur um offene Flächen, die für Fahrzeuge zugänglich sind. Wir fanden einen schönen Platz nördlich von Tucson, mitten in der Wüste, umgeben von Saguaros. Es war sehr ruhig und friedlich und wir fühlten uns wie in einer anderen Welt. Wir genossen den Sonnenuntergang, der die Kakteen in ein magisches Licht tauchte und das Gefühl von Freiheit und Unabhängigkeit.
Unsere letzte Station im Süden Arizonas war in der Nähe von Fort Bowie. Wir wollten noch einmal BLM-Camping ausprobieren, hatten aber Schwierigkeiten, einen geeigneten Platz zu finden. Die Straßen waren sehr sandig und schließlich hatten wir auf dem Campingplatz Angst, mit unserem Sprinter stecken zu bleiben. Stattdessen fuhren wir zurück zur Interstate und verbrachten die Nacht auf einem Rastplatz.
Wie findet man Stellplätze auf BLM-Land?
Wenn man mit dem Wohnmobil unterwegs ist und Geld sparen möchte, sind Stellplätze auf BLM-Land eine gute Option. BLM steht für Bureau of Land Management und ist eine Behörde, die öffentliches Land in den USA verwaltet. Auf vielen dieser Flächen kann man kostenlos übernachten, solange man einige Regeln beachtest.
Wie findet man Stellplätze auf BLM-Land? Eine Möglichkeit ist die offizielle Webseite. Dort gibt es eine Karte, die dir zeigt, wo du campen kannst. Wir haben aber immer die App iOverlander benutzt. Hier markieren die Nutzer Orte, an denen man übernachten kann: Campingplätze, Stellplätze auf BLM-Land und Walmart-Parkplätze. Du kannst dir die Kommentare und Fotos ansehen und selbst neue Orte hinzufügen.
Der Süden Arizonas ist ein Paradies für Snowbirds, die mit dem Wohnmobil dem Winter entfliehen wollen. Man hat die Wahl zwischen vielen günstigen Campingplätzen oder dem kostenlosen Campen auf BLM-Land. Wir hatten allerdings Schwierigkeiten, einen Campingplatz mit Duschen zu finden. Deshalb sind wir in Tucson in ein öffentliches Schwimmbad gegangen – das ist das wahre Vanlife!
Interaktive Karte zum Süden von Arizona
Klicke auf die Karte, um alle Punkte anzuzeigen.
Unser Fazit
Der Süden von Arizona war für uns der perfekte Ort, um uns Anfang Dezember mit dem Van aufzuwärmen. Dazu kommt die einzigartige Landschaft der Sonora-Wüste, die uns mit ihren Armeen von Saguaro-Kakteen wirklich beeindruckt hat. Ein weiterer Pluspunkt der Region sind die günstigen Campingmöglichkeiten. Es gibt viele kostenlose Möglichkeiten auf BLM-Land, was für uns zumindest beim ersten Mal eine tolle Erfahrung war.
Auf BLM-Land werden wir dann wohl im November den ersten Teil unseres Trips ausklingen lassen.