Pacific Northwest: Auf dem Weg in den Süden

Nach mehr als sechs Wochen Roadtrip durch Kanada haben wir die Grenze zu den USA überquert. Wir hatten eine schöne Zeit an der kanadischen Pazifikküste und waren gespannt auf den amerikanischen Nordwesten. Aufgrund des immer herbstlicher werdenden Wetters haben wir nur einige Highlights besucht. Insgesamt verbrachten wir fünf Tage in der Region.

Nach dem Grenzübertritt war unser erstes Ziel Seattle im Bundesstaat Washington, wo wir die Skyline bewunderten und die kulinarische Vielfalt des Pike Place Market genossen. In Oregon ging es zunächst zum Silver Falls State Park, wo uns eine besondere Wanderung erwartete. Danach fuhren wir an die Küste von Oregon nach Florence. Entlang des Küstenhighways beobachteten wir Seelöwen und wanderten durch die Dünen. Wir folgten dem Highway bis in den Norden Kaliforniens. Dort besuchten wir den Redwood National Park und wanderten unter Mammutbäumen.

Ein kurzer Halt in Seattle

Natürlich konnten wir nicht durch Washington fahren, ohne Seattle und die Space Needle zu besuchen.

Unser erstes Ziel war der Kerry Park, um einen guten Blick auf Downtown zu haben. Zuerst war es uns gar nicht bewusst, aber Seattle ist eine sehr hügelige Stadt. Die Straße zum Kerry Park führte steil den Berg hinauf. Dafür wurden wir mit einem schönen Blick auf die Stadt und die Puget Sound Bay belohnt.

Das Highlight in Downtown ist die Gegend um den Pike Place Market. Neben den Marktständen, an denen alles Mögliche angeboten wird, gibt es viele Geschäfte, Imbisse und Restaurants. Zum Mittagessen haben wir uns in einem kleinen Restaurant eine leckere Clam Chowder – eine cremige Suppe aus Muscheln, Kartoffeln und Speck – schmecken lassen.

Ein beliebtes Schauspiel bieten die Fischverkäufer, die sich nach jedem Verkauf den Fisch gegenseitig zuwerfen (Link zu einem YouTube-Video). Am Pike Place wurde übrigens im Jahr 1971 die erste Starbucks-Filiale eröffnet. Als wir da waren, hatte sich eine lange Schlange vor dem Café gebildet und so verzichteten wir auf einen Kaffee. Besonders skurril ist die „Gum-Wall“, eine Gasse, in der die Häuserwände komplett mit Kaugummi beklebt sind. Etwas angewidert liefen wir durch die Gasse, während andere das Kunstwerk erweiterten.

Zum Abschluss unseres Spaziergangs durch Seattle gingen wir noch durch den Park unter der Space Needle, um das 184 m hohe Wahrzeichen der Stadt von unten zu bewundern.

Den Abend verbrachten wir in West Seattle, auf der anderen Seite der Bucht. Vom Hamilton Viewpoint Park hat man eine beindruckende Sicht auf die Skyline von Downtown.

Eine unvergessliche Wanderung im Silver Falls State Park

Der Silver Falls State Park liegt etwa 40 km östlich von Salem, der Hauptstadt des Bundesstaates Oregon, am Rande des Willamette Valley. Er ist der größte State Park in Oregon und bietet zahlreiche Möglichkeiten für Outdoor-Aktivitäten.

Die Hauptattraktion des Parks und der Grund für unseren Besuch ist der Trail of Ten Falls, ein einzigartiger Wanderweg, der an mehreren Wasserfällen unterschiedlicher Höhe vorbeiführt. Bei vier Wasserfällen kann man sogar hinter dem Wasserfall entlang gehen. Das Erlebnis ist jedes Mal beeindruckend, laut und nass! Zum Glück hatten wir unsere Regenjacken dabei. Insgesamt ist der Rundwanderweg 12,5 km lang und hat einen Höhenunterschied von 180 m.

Der Campingplatz im Silver Falls State Park hat knapp 100 Stellplätze. Wir haben uns für einen ohne Service für 21 $US entschieden. Eine kleine Überdachung über dem Picknicktisch machte es möglich, auch bei Regen draußen zu kochen. Was für eine gute Idee!

Trotz des Regens hatten wir eine schöne Zeit im Silver Falls State Park. Die Wanderung um und hinter den Wasserfällen ist einzigartig und beeindruckend. Für uns hat sich der Abstecher gelohnt.

Etwas Geschichte

Im Silver Falls State Park hat das Civilian Conservation Corps (CCC) durch den Bau von Wanderwegen, die Verschönerung des Parks und den Bau von Brücken und Picknickplätzen einen wichtigen Beitrag zur Entwicklung des Parks geleistet. Das CCC war ein Arbeitsprogramm der US-Regierung im Rahmen des New Deal, das von 1933 bis 1942 existierte. Im Rahmen dieses Programms wurden junge Männer im Alter von 18 bis 25 Jahren in der Natur- und Landschaftspflege sowie in der Errichtung von Infrastruktur eingesetzt. Die Arbeit des CCC wirkt sich bis heute auf das Besuchererlebnis in vielen Parks der USA aus.

Entlang der wilden Küste Oregons

Der Highway 101 entlang der Küste Oregons ist eine atemberaubende Strecke. Teilweise fährt man hinter den Dünen entlang oder schmiegt sich an die Klippen, den tosenden Pazifik auf der Beifahrerseite. Bei Florence erreichten wir die Küste und folgten dem Highway bis in den Norden Kaliforniens. 290 Kilometer sind es von Florence nach Crescent City am Redwood National Park in Kalifornien.

Die Küste ist abwechslungsreich: Es gibt Dünen und lange Sandstrände, aber auch zerklüftete Abschnitte mit hohen Klippen und küstennahen Felseninseln. Auch an der Küste prägen hohe, dunkle Nadelwälder das Landschaftsbild, wie sie für den Pazifischen Nordwesten typisch sind.

Ein großer Teil der Küste Oregons ist durch öffentliche Parks geschützt. Sie trägt daher auch den Beinamen People’s Coast. Es gibt viele Möglichkeiten, anzuhalten und die Küstenlandschaft zu bewundern oder Zeit in einem der zahlreichen State Parks zu verbringen. Neben einigen kurzen Stopps entlang der Strecke besuchten wir den Cape Arago State Park und den Bullards Beach State Park.

Im Cape Arago State Park machten wir eine Mittagspause. Der Park liegt in der Nähe von Coos Bay. Dort verlässt man den Highway 101 und folgt der Küste bis zum Kap. Die Straße endet in einer Wendeschleife mit Parkplätzen. Nur wenige Gehminuten entfernt befindet sich ein Aussichtspunkt, von dem aus man Seelöwen auf einer kleinen Insel beobachten kann. Es war beeindruckend zu sehen, wie sich die Seelöwen auf dem kleinen Felsen entspannen können, während um sie herum der Pazifik tobt.

Der Bullards Beach State Park schützt einen langen Sandstrand und die dahinter liegenden Dünen. Der Park liegt kurz vor der Stadt Bandon, ca. 40 km südlich von Coos Bay. Der Campingplatz liegt direkt in den Dünen. Trotzdem ist es ein kleiner Fußmarsch bis zum Strand. Am Anfang des Weges überraschte uns ein Schild, das vor Bären warnte. Die letzte Sichtung war erst einen Tag her, aber zum Glück sind wir keinem begegnet. Der Zeltplatz war gut ausgestattet. Für 28 $US bekamen wir einen Stellplatz mit Strom und Wasser.

Wir waren im November im Bullards Beach State Park und dementsprechend war das Wetter nicht gerade zum Entspannen am Strand geeignet. Wir können uns aber gut vorstellen, dass der Park im Sommer ein beliebtes Ausflugsziel ist.

Nach unserem Aufenthalt im Bullards Beach State Park wurde das Wetter sehr ungemütlich und der Highway führte immer öfter direkt an der Steilküste entlang, mit bestem Blick auf den aufgewühlten Pazifik. Beeindruckend und beängstigend! Heftige Winde rüttelten an unserem Sprinter. Nach nur wenigen Kilometern stoppten wir bei strömendem Regen in Gold Beach und entschieden uns für ein Motel – eine von nur zwei Nächten, die wir auf unserem 90-tägigen Roadtrip nicht im Sprinter verbrachten.

Ein lohnenswerter Stopp außerhalb der State Parks sind die Natural Bridges, eine beeindruckende Felsformation an der Küste und eines der meistfotografierten Naturwunder Oregons. Vom kleinen Parkplatz direkt am Highway führt eine kurze Treppe zum Aussichtspunkt.

Kurz danach erreichten wir Kalifornien, wo uns die Sonne begrüßte. Die Küste von Oregon hat uns sehr beeindruckt. Die Ausblicke auf den Pazifik waren teilweise spektakulär.

Eintauchen in die Welt der Giganten im Redwood National Park

Redwood National & State Parks ist ein Komplex von drei kalifornischen State Parks und einem Nationalpark, die gemeinsam verwaltet werden. Das Parksystem ist riesig und bietet vielfältige Landschaften von der Küste bis in die Berge. Das Hauptziel besteht darin, die Redwood-Mammutbäume zu schützen, da viele der ursprünglichen Mammutbäume abgeholzt wurden.

Ein Besuch im Besucherzentrum lohnt sich, um sich von den Park-Rangern beraten zu lassen. Als wir Mitte November im Park ankamen, war nur das Prairie Creek Visitor Center geöffnet, das sich im südlichen Teil des Parks befindet. Von Norden kommend ist es am besten über den Newton B. Drury Scenic Parkway zu erreichen, parallel zum Highway 101 schlängelt sich die Alternativroute um die imposanten Mammutbäume. Entlang der Straße gibt es mehrere Haltebuchten, von denen aus Wanderwege tiefer in den Mammutbaumwald führen.

Ein obligatorischer Stopp ist der „Big Tree“. Vom Parkplatz sind es nur wenige Meter zu einem der größten Exemplare im Prairie Creek Redwood State Park: 87 Meter hoch und 7 Meter im Durchmesser – gigantisch.

Vom Besucherzentrum aus beschlossen wir, eine 4 km lange Wanderung zu machen, die uns auch wieder zum Big Tree führte. Es hatte den ganzen Tag geregnet und dementsprechend war unsere Motivation für ein längeres Abenteuer gering. Dennoch war die Wanderung beeindruckend. Wir fühlten uns wie Ameisen, als wir zwischen den riesigen Bäumen herumliefen. Obwohl wir zu diesem Zeitpunkt schon mehrere Wochen im Gebiet der Baumriesen unterwegs waren (siehe Vancouver Island und Vancouver), war es immer noch ein unglaubliches Erlebnis.

Zum Abschluss legten wir noch einen Stopp im Elk Meadow Abschnitt ein. Der Name ist Programm. Gleich hinter der Kreuzung mit dem Highway 101 graste eine Herde Wapiti-Hirsche. Wir waren nicht die einzigen, die hier vorbei wollten und so bildete sich eine kleine Schlange, da immer wieder ein Tier über die Straße trottete und die Leute in ihren Autos beobachtete. Natürlich soll man sich den Tieren nicht nähern.

Achtung, Grenzkontrolle!

Von Oregon kommend wurden wir von einem Grenzposten des kalifornischen Landwirtschaftsministeriums überrascht. Bestimmte landwirtschaftliche Produkte dürfen nicht ohne weiteres nach Kalifornien eingeführt werden. Nach einer kurzen Befragung über unsere Lebensmittel an Bord mussten wir unsere Avocado abgeben. Zum Glück lag der letzte Besuch im Supermarkt schon ein paar Tage zurück …

Übernachtungsmöglichkeiten

Die schönste Art der Übernachtung im Pacific Northwest sind die State Park Campingplätze. Der Preis ist in Ordnung und die State Parks bieten viele Annehmlichkeiten und liegen meist an interessanten und schönen Orten.

An der Pazifikküste haben wir aber auch zweimal kostenlos übernachtet. Einige Casinos bieten ihre Parkplätze zum Übernachten an. Das Three River Casino in Florence stellte sogar Stellplätze mit Stromanschluss für spielfreudige Camper zur Verfügung. Man muss sich nur beim Sicherheitspersonal anmelden und Mitglied des Bonussystems werden. Dazu gibt es 10 Dollar Spielgeld.

Ein Casinoparkplatz ist zwar nicht besonders glamourös, aber durch die Patrouillen des Sicherheitspersonals eine der sichersten kostenlosen Übernachtungsmöglichkeiten mit dem Wohnmobil. In Florence, OR und Loleta, CA kamen wir jeweils spät abends an und aßen eine Kleinigkeit, Burger oder Pizza, im Food Court der Casinos. Wir waren beeindruckt, wie voll die Casinos waren.

Interaktive Karte zu Pacific Northwest

Klicke auf die Karte, um alle Punkte anzuzeigen.

Unser Fazit

Der Höhepunkt unseres Kurzbesuches in dieser riesigen Region war sicherlich die Wanderung auf dem Trail of the Ten Falls im Silver Falls State Park. Hinter mehreren tosenden Wasserfällen zu wandern war für uns ein unvergessliches Erlebnis. Dagegen war unsere Wanderung im Redwood National Park zwar kurz, aber nicht weniger beeindruckend. Selten haben wir uns so klein und unbedeutend gefühlt wie zwischen diesen gigantischen, hunderte Jahre alten Bäumen.

Auch die Fahrt entlang der Küste war ein beeindruckendes Erlebnis. Auch wenn wir aufgrund des Wetters einen Tag in einem Motel verbrachten, hat uns die Strecke Lust auf mehr Küste gemacht und unsere Vorfreude auf den Highway 1 in Kalifornien wachsen lassen.

Trotz des Wetters hatten wir eine schöne Zeit. Aber wir wollten unbedingt Kalifornien mit seinem milderen und trockeneren Klima erreichen und so verbrachten wir nur wenige Tage im Pacific Northwest. Die Staaten Washington und Oregon bieten noch viel Natur, die wir irgendwann zu einer besseren Jahreszeit erkunden wollen.

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